Menzel / Schüller / Breuer / Clemens / Rebenow / Stein
Nazivorwurf
Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein
100 Seiten, Format: 120 × 210 mm, Klebebindung
2014 feierte die Blaue Narzisse ihr zehnjähriges Bestehen. Am Anfang war da nur eine kleine Gruppe Chemnitzer Schüler, die entdeckt hatte, daß sie „patriotisch“ empfindet und deutsche Interessen vertreten sehen will. Die Folge: Lehrer, Presse und Politiker schlugen mit der Nazikeule auf sie ein. Doch die jungen Zeitungsmacher ließen sich davon nicht beirren: Den absurden Nazi-Vorwürfen zum Trotz suchten sie den Weg von einem oberflächlichen Patriotismus hin zu einem tieferen Verständnis ihrer Kultur.
Der vierte Band der Reihe BN-Anstoß enthält sechs Essays von jungen Autoren unserer Zeitschrift, die ganz verschiedene Zugänge zu Deutschland gefunden haben:
1. Romantische Anfänge
FELIX MENZEL, Chefredakteur der BN, blickt auf die „romantischen Anfänge“ des Zeitschriftenprojekts zurück, beschreibt seine eigene Politisierung und wie ihm seine anfängliche naive Vorstellung von Demokratie und Freiheit ausgetrieben wurde.
2. Alles nur aus Liebe
CARLO CLEMENS, langjähriger Redakteur der BN, erzählt, wie es sich anfühlt, wenn man denunziert wird, und wie groß dann doch der ständige Drang ist, aktiv etwas zu verändern. Aber wie? Pragmatisch über das Engagement in einer Partei? Oder im artistischen Alleingang?
3. Expressionistische Versuche: Das Blut des Wortes
JOHANNES SCHÜLLER, seit Gründung der BN dabei, gibt einen Einblick, welche Literatur ihn in den letzten zehn Jahren geprägt hat. Es geht um Gottfried Benn, den Futurismus und Christian Kracht als Wegweiser, wie man mit Dekadenz und Verfall fertigwerden kann.
4. „Ich möcht´ als Reiter fliegen.“: Identität und Volkslied
ANDRÉ REBEBNOW erklärt anhand der Geschichte des Volksliedes, was nötig ist, um von einem oberflächlichen Patriotismus zu einem tieferen Verständnis der eigenen Kultur vorzudringen.
5. Hitler war links, oder: Die Herrschaft des Mittelmaßes
GEREON BREUER liefert einen kontroversen Debattenbeitrag über die Frage, wem man eigentlich den Nazivorwurf machen kann. Seine Position: Den „Rechten“ auf jeden Fall nicht, denn Hitler und alle Parteien seit der Französischen Revolution waren links. Der Nazivorwurf diene vielmehr dazu, eine „Herrschaft des Mittelmaßes“ zu etablieren.
6. Statt einer Distanzierungsorgie
PHILIP STEIN vertritt die Meinung, daß eine Distanzierung immer das falsche Mittel ist, um gegen einen Nazivorwurf vorzugehen. „Denn wer sich distanziert, der verortet sich nicht selbst, sondern wird zum Opfer in einem berechenbaren Kreislauf.“